SCULPTURE.IN.DA.HOOD. Paris

„SCULPTURE.IN.DA.HOOD.“ ist ein städteübergreifendes Kunstprojekt, das – nach 2016 in Wien – 2017 in Paris und Bregenz stattfinden wird: dabei werden handlich mobile, als auch größere sperrige Skulpturen im Stadtraum performativ inszeniert.

Skulptur ist in Bewegung, unterwegs, ohne dabei einen vorgezeichneten Weg zu beschreiben, ohne einem bestimmten Standort zugewiesen zu werden. Mobil, gelangt die Skulptur in neue, ungewöhnliche räumliche und soziale Zusammenhänge: sie taucht in Alltagsräumen, zum Beispiel in einer Einkaufsstrasse am Bahnhof unvermittelt auf, kreuzt gewohnte Wege und vernetzt sich im Öffentlichen Geschehen.

Diese inszenierte Unmittelbarkeit, interaktive Auseinandersetzung verringert die Distanz zwischen Kunst und Betrachter/in – eine üblicherweise als verordnet erfahrene Kunst im Öffentlichen Raum muss sich einem Diskurs stellen. Ein Diskurs, der in einem schnellen, spontanen, unvoreingenommenen und mitunter witzigen Umgang mit Kunst provoziert wird.

Die Beziehung zwischen Betrachter/in – Skulptur – Raum erfährt eine Dynamisierung, die nach innen gerichtet sein kann, und /oder sich auf den Außenraum erstreckt.

Ungewöhnliche Positionierungen, ungewohnte Mobilität und Interaktivität provozieren also einen Diskurs – ein Diskurs, der gleichzeitig auch skulptur-immanent geführt werden soll: Körperkonglomerate suggerieren durch ihre ursprüngliche Modellierung Schwere, Statik, Weichheit und Verletzlichkeit – Eigenschaften, die in ihrer spröden resistenten Kunstharzmaterialität einer haptischen Auseinandersetzung zugänglich werden.

Wuchtige, behäbige Körper mit feingliedrigen Auswüchsen, präzise formulierten Mündungen, die divergente Assoziationen evozieren können, stehen trotz ihrer Ominösität, Monstrosität in Größenrelation zum Betrachter. Morphologische Analogien – den Skulpturen liegt, wie dem menschlichen Körper, ein symmetrischer Aufbau zugrunde – und formale Abstraktionen leugnen die Anleihen an Körperformen nicht.

Nicht Spiegelung, sondern ein eher archaisch anmutendes Zerrbild von körperlicher Beschaffenheit und Befindlichkeit konfrontiert den/die Betrachter/ in mit seiner eigenen, vielleicht verschüttet geglaubten Fähigkeit, sich Freiräume zu schaffen.

Fragmentiert, neu montiert, abstrahiert, wirft der Skulpturkörper Fragen auf, drängt zur Auseinandersetzung. Der/die Betrachter/in wird zum Akteur in einem Spiel, dessen Grenzen er selber definiert. Er initiiert einen Dialog zwischen fremdem und eigenem Körper und ist gefordert, die Dimensionen dieser Fremdheit auszuloten.

Gabriele Fulterer / Christine Scherrer, 2017