HARDCORE

Presse „HARDCORE“

Seit 2007 arbeiten Gabriele Fulterer und Christine Scherrer als Künstlerinnenduo. Beide studieren in Wien – Christine Scherrer Malerei und Konzept an der Angewandten (I.Strobl, E.Wurm), Gabriele Fulterer Bildhauerei bei B. Gironcoli an der Akademie. Erste gemeinsame Ausstellungsprojekte generieren aus zeichnerischen, malerischen und skulpturalen Versatzstücken. Zeichnung und Malerei fusioniert dann in expressiv figurativen Arbeiten, in intimeren Formaten ist die Zeichnung gestickt, großformatig als Wallpainting, vor allem im öffentlichen Raum. Abstrakte Bildelemente beginnen den Rahmen für figurative Inhalte zu bilden, diese aufzulösen, zu überlagern. 2018 entwickelt sich eine abstrakte Position, in der der gestisch expressive Mal- und Zeichenduktus im Objekthaften weiter transportiert wird.

Im Frühling 2019 werden nun unter dem Titel „Hardcore“ Teile dieser neuen oben genannten abstrakten Bondage Position im Palais Thurn und Taxis gezeigt und mit einer speziell für die Kellergewölbe konzipierten Installation ergänzt. Im Erdgeschoss, dessen Fensterfront den breiten Raum in den Park öffnet, versucht eine lange, dicht und streng gehängte Reihe verzurrter Bilder den Raum nach innen zu schließen. Oder werden die Verzurrungen, Verspannungen viel mehr auf sich selbst zurückgeworfen, da ihre raumdurchlässige Rahmen- / Objektkonstruktion mit der offenen, durchbrochenen Raumarchitektur zu korrespondieren scheint.

In den dunkel belassenen, einzig mit Schwarzlicht beleuchteten gedrungenen Kellergewölben taucht die Bondage Position unvermittelt wieder auf: als cage , der zum Teil fluoriszierend im lichtlosen Raum seine Materialität aufzugeben scheint. Ein imaginiertes, transparentes Objekt, das den Weg weist, tiefer in verschiedene Kellerräume, die wiederum unterschiedliche Imaginationsflächen zurückwerfen.

Gabriele Fulterer / Christine Scherrer 2019

Eine Lust- und Denkkammer

Im Bregenzer Künstlerhaus werden starke Themen abgehandelt.

Bregenz Das Repertoire von Gabriele Fulterer und Christine Scherrer ist umfangreich, und dennoch bringen die aus Vorarlberg stammende und die Salzburger Künstlerin, beide Jahrgang 1967, die Dinge auf den Punkt: Wenn sie irgendwo auftreten, sei es im öffentlichen Raum, in einer Galerie (in Vorarlberg war das die Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz) oder in einem Künstlerhaus in Bregenz, wie es das Palais Thurn und Taxis ist, dann sind sie felsenfest präsent.

Sehr farbenreich

Mit „Hardcore“ sind ihre neuen Arbeiten übertitelt. Es wird diesmal nicht gestickt, es werden keine Skulpturen durch die Gegend geschleppt, die uns zu Fragen auffordern, was denn eigentlich auf einen Sockel gehört oder was das mit dem Sockel überhaupt noch auf sich hat, es wird dick und vor allem sehr farbenreich aufgetragen. Man mag angesichts der dreidimensionalen Wandobjekte nach möglichen Anknüpfungen zur konkreten Kunst suchen, man mag sich von der mit Buntheit gebrochenen Strenge, die die geometrischen Arbeiten vermitteln, angezogen fühlen. Hier wurden Holzkeilrahmen bemalt und mit Industriegurten zusammengefügt. Was im Erdgeschoss noch nach herkömmlicher Kunstpräsentation aussieht, knallt im Keller so richtig rein. Da werden die Objekte nämlich zu massiven Figuren, die im Schwarzlicht leuchten. Lichtkunst einmal anders, oder einfach eine Lustkammer: Man entscheidet sich als Betrachter wohl gerne für beides und stellt fest, wie sicher Fulterer und Scherrer die Gefahr umgehen, das Thema Kerker gar zu banalisieren.

Vorarlberger Nachrichten – Christa Dietrich – 07.05.2019

 

Ariane Grabher, Kultur, April 2019